Von wegen "go early to the waterfalls", der kann mich mal, 11 Uhr reicht auch. Netterweise wird mich das Hotel nachher in der Lobby warten lassen, so dass ich keine 6 Stunden am Bahnhof rumgammeln muss. Also fahren wir halt zu dem Wasserfall, 20 km ist der weg. Indien auf dem Land ist schön. Alles sauber, gute Luft, kein Krach. Es ist eine richige Teerstrasse durch den Dschungel. Hauptsächlich Teak-Bäume und welche, aus denen (Kau-)gummi gemacht wird. Am Wasserfall ist es ziemlich geil, nur dass der Wasserstand in Monsoon-Zeiten 30 Meter (!) höher ist, davon zeigt mir der Guide gleich ein paar Videos auf seinem Handy. Ansonsten passiert nicht mehr viel, zurück ins Hotel, danach nochmal in die Stadt für eine weitere Pizza wie gestern, dann warten. Ab zum Bahnhof. Die Strecke nach Khajuraho ist 2008 erst eröffnet worden. Der Bahnhof steht im Nichts, hat ein sehr stattliches Empfangsgebäude, sechs Gleise mit zwei Bahnsteigen. Was mich jetzt wundert ... der Bahnsteig, der nicht am Haus dran ist, hat kein Zugangsbauerk, also Unterführung o. Ä. - hat man wohl irgendwie übersehen. Ein gutes Dutzend Leute arbeiten hier, und die "command order" ist einsehbar. Was ich dabei aber vielleicht noch nebenbei erwähnen sollte ... von Jhansi aus fahren drei Züge, und zwar PRO WOCHE! Es ist also schon großzügig dimensioniert. Der erste Zug geht nach Jhansi. Eigentlich würde das zwei Stunden dauern, nur weil die Inder in irgendeinem Kaff den Zug neu mit einem anderen zusammenhängen und der natürich Verspätung hat, stehen wir hier erstmal ewig, ausserdem gibt's ein völlig sinnloses Rangiermanöver: Zug hält auf Gleis 1. Zug fährt aus dem Bahnhof raus. Zug wird rückwärts wieder reingeschoben, diesmal Gleis 2. Ne Stunde später kommt der andere Zug an. Wieder zurück auf Gleis 1 gezogen werden ... naja, Indian Railways. Jhansi erreichen wir natürlich zu spät, 00:10 ist es. Da kann ich ja entspannt auf's Klo gehen, mein nächster Zug fährt um 04:40 weiter! Argh! Also gut, auf's Klo. Die Bagasch verlangt tatsächlich 2,- (Rupien) Eintritt - aber das ist es wert, glaube ich habe noch nie zuvor ein derart versifftes Dreckloch gesehen! Im Klo gibt's nichtmal Ratten (so wie sonst überall auf dem Bahnhof), ist denen wohl zu siffig dort. Ich lasse es beim Gucken und vertage das Exkrementieren auf später. Nachdem ich eine Stunde auf dem Bahnhof rumsitze kommt ein Kerl, der ebenfalls schon ne Stunde hier rumschleicht, auf mich zu. "Ah-to?" fragt er. Entsetzt schreie ich "WHAT?". Jetzt kommt leise nochmal ein "mmh ... ah-to? driver?". "WHAT YOU THINK I'M DOING HERE? WAITING FOR A TRAIN PERHAPS?". Stöhn, was für ein Vollpfosten, als ob ich zu doof wäre, halt zum Taxistand zu gehen, wenn ich mit dem Auto hier wegwollte. Ah, vielleicht mal ein Wort zu den Strassenkötern: Die sind hier überall, vor allem auf den Bahnhöfen. Aber Krach machen sie eigentlich immer nur dann, wenn ein Tuk-tuk über einen drüberfährt. Daher haben wohl auch recht viele von denen nur noch drei Pfoten. Die Köter sind aber harmlos, sie lassen die Leute in Ruhe und umgekehrt. Jhansi ist wirklich der dreckigste Bahnhof, den ich jemals gesehen habe, aber das Volk hier schläft völlig unbekümmert am Boden zwischen Müll, Ratten, Kotze und Kötern, auch Brotzeit wird dabei gerne gemacht, sehr zur Freude der Ratten und Köter. Hier sehe ich auch die erste Katze in ganz Indien. Aber anscheinend ist sie bisschen doof, sieht für die Rattenpopulation hier verdammt abgemagert aus. Es gibt übrigens genau 1 Klo auf dem Bahnhof, aber 300 Trinkwasserhähne ... frage mich, wo das alles hin soll, das muss doch auch wieder raus. Jedenfalls kommt irgendwann mein Zug und ich schlafe wohl innerhalb von einer Minute ein, sollte sechs Stunden dauern die Fahrt. Ich glaube, die Kleidung von heute verbrenne ich am besten. Ein Glück, dass ich nach der Rückkehr nach Deutschland noch einige Tage Zeit habe, bis ich wieder normal riechen muss.
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Strassenszene auf dem Land |
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Wasserfall |
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Im Monsoon steht das Wasser bis zu dem Geländer rechts im Bild... |
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