Wirtshaus zur dummen Sau: 13. Oktober

Gemütliches Aufstehen, keine Hetze heute. Normales Sighseeing und Einkaufen. Zuerstmal geht's aber zum Vodafone, da werd ich wohl jemanden aufblasen müssen. Das Drama hält sich aber in Grenzen, ich lade Frischgeld auf die Karte, damit ich telefonieren kann. Das Problem mit dem Internet stellt sich als falscher APN heraus (Zugangsname, braucht man für mobiles Internet). Anschliessend auf den Bazar, will das süße Zeug wie in Agra essen. Ich habe immernochnicht verstanden, was es ist, aber es ist süss, wird zuerst in heissem Öl frittiert und dann in eine Mischung aus Wasser und kochendem Zucker getaucht. Sehr geil jedenfalls. Anschließend Besichtigung von irgendeinem Garten, den irgendein Herrscher für seine Weiber hat anlegen lassen. Damit's kein Gezeter gibt, hat er zwei Tore einbauen lassen, ein weisses und ein schwarzes, weil ein Weib hell und eins dunkel war. Ts. Drin gibt's ein paar Brunnen mit "Fontänen", aber dank indischer Technikpflege sind die ziemlich grattlig und so verkalkt, dass sie überallhin spritzen, nur nicht nach oben. Aber schöner Garten immerhin. Jetzt zu einem Künstleratelier, wo sie Miniaturzeichnungen traditionell herstellen. Ich erstehe ein Bild. Naja, "Bildchen" trifft's wohl eher, aber vermutlich mit der Lupe gemalt. Ich erfahre, dass man die feinen Pinsel den Eichhörnchen abschneidet, nachdem man sie mit Bananen beschäftigt hat. Die gröberen Pinsel erfordern etwas mehr Mut, das sind Wimpern vom Kamel. Man schleicht sich ans schlafende Kamel an, dann "schnipp", dann schnell laufen. Mit dem Bildchen ziehe ich ab, danach rumfahren. Bis von der Seite ein Motarradfahrer kommt und mein Fahrer selbigen umnietet. Ich dachte erst, wir wären schuld gewesen. Ist aber wohl nicht so, mein Fahrer blökt nach hinten, was der Scheiß soll und ob er damisch ist. Da kommt schon der Motorradler an und will meinen Fahrer packen. Der meint, ich soll im Taxi bleiben. Mach ich aber nicht, das ist mein Fahrer und damit erkenne ich hier den Verteidigungsfall! Ein anderer nutzt die Gelegenheit und meint zu mir "Autorikshaw?". "NO!" fauche ich. Verdammter Idiot, jetzt hat er mich abgelenkt, hatte den anderen Depp direkt in der Schusslinie, kurze Distanz mit fuchtelnden Armen, recht viel dümmer kann man seine Eier und Augen nicht präsentieren, Vollidiot. Sein Freund erkennt wohl, dass hier irgendwas nicht stimmt, wenn der Tourist offensichtlich dabei ist, den Unfallgegner anzugreifen und schleift selbigen unter massivem Protest weg. Den anderen ist das auch nicht geheuer und sie nehmen Abstand. Vermutlich wären sie auf den Fahrer losgegangen, wenn ich im Taxi geblieben wäre. Drecksbagasch, was soll ich hier bitte mit defektem Fahrer machen, soll ich heimlaufen oder was? Interessanterweise war's das jetzt aber auch, keine Diskussion der Schuldfrage, Versicherung, Polizei - gibt's alles nicht, man fährt einfach. In Deutschland undenkbar. Naja, passiert ist eh nichts, Motorrad und Tuk-tuk sind wohl ein bisschen beleidigt. Aber grossartig passieren tut hier eh kaum was, dafür ist die Geschwindigkeit einfach zu gering. Noch ein bisschen durch die Stadt fahren, Chai, dann zu einem Schneider, habe beschlossen, dass ich Hemden und Hose brauche. Natürlich auf Maß. 160,- Euros wird das kosten, für drei Hemden und eine Hose ist das OK, bei einem richtigen Schneider in Deutschland nicht bezahlbar, selbst über China-Outsourcing ist man mit 60,- pro Hemd für mittleren Stoff dabei, bei zweifelhafter Qualität. Danach wieder ins Hotel, duschen, ausruhen, essen. Lustig, der Schneider ist ja im selben Gebäude wie das Hotel. Später erzählt mir der Hotelbesitzer, dass er eigentlich Schneider ist und einen Shop hier im Haus hat. Ach ja, um mal wieder zu fäkalisieren, ich bin jetzt zwei Wochen hier und nicht die Spur von Scheißerei, obwohl ich immer Hühnchen esse (OK, bis auf Ujjain, da haben Sie ja noch nicht Ackerbau und Viehzucht, nicht mal so ein kleines Federvieh, nur Ackerbau). Irgendwas machen die anderen Europäer hier wohl falsch.