Wirtshaus zur dummen Sau: 17. Oktober

Wie üblich lehne ich "must see XY in early morning" natürlich ab, ich bin hier mehr oder weniger im Urlaub und nicht auf der Flucht. Also Abfahrt um 11 Uhr, wie üblich einen Steinhaufen anschauen, diesmal "Amber Fort" ein paar Kilometer vor Jaipur. Das Eingangstor hat mal wieder was von "Prince Of Persia", ansonsten gibt's noch eine hübsche Glitzerhalle. Wieder nehme ich den Audio-Guide und bereue es nicht. Benutzerführung hier ist eine Katastrophe, es braucht mehrere Versuche, bis ich rausfinde, wie man denn ins obere Stockwerk kommt. Es gibt sogar einen hübschen Geheimtunnel unter dem Palast, sogar mit Fledermäusen drin. Aber kein Quadratmeter ohne Komische hier. Als ich aus dem Palast rausgehe, spricht mich ein Kerl an, ob ich ein Ticket günstig haben will. Ich versuche, ihm klar zu machen, dass ich dabei bin, die Treppe RUNTER zu gehen. Folglich habe ich den Palast schon gesehen. Ich erkläre ihm, dass es wohl sinnvoller wäre, wenn er einen Touristen fragt, der die Treppe HOCH geht, also vermutlich noch nicht drin war. Sinnlos, versteht er nicht. Ich erklär's ihm nochmal, noch einfacher. Er mein "Yes, yes! You need ticket, Sir?". Argh. Tja, leider passiert sonst auch nicht mehr viel, ich fahre zurück, surfe im Internet. Abends wieder zu dem siffigen Imbiß, der das leckere gegrillte Hühnchen macht. Mann, wahrscheinlich kann ich mir in Deutschland als erstes eine 100er-Packung Einläufe kaufen, weil wenn man diesen Imbiß hier gewohnt ist und dann das sterile deutsche Futter reinwirft, kann ja nix mehr gehen. Zug geht um 20:10. Bis dahin schaue ich einer Kakerlake zu und spiele ein bisschen mit den Ratten. Ich ziehe den Fuß vom Gully weg, drei Näschen schauen raus. Ich schiebe ihn hin, Näschen verschwinden. Und so weiter. Keiner hier hält mich für bekloppt, wie auch, die spüren vermutlich alle schon lange nichts mehr. Dann muss ich zu allem Überfluss auch noch meine Tasche wegschieben. Ich befinde mich nämlich hier auf dem einzigen Bahnsteig in ganz Indien, der geputzt wird, sogar mit so einer elekrischen Maschine, wie man sie bei uns in den Supermärkten hat. Wird eine lange Fahrt, 14 Stunden ... 10:30 sind wir angeblich in Amritsar, was dann auch der nördlichste Punkt der Reise sein wird. Von hier aus kann man Pakistan sehen - und das Hotel, was ich mir ausgesucht habe, veranstaltet auch Touren zur pakistansichen Grenze bei Attari, wo man der Grenzschließzeremonie beiwohnen kann (kein Witz, die sperren die Grenze tatsächlich zu über Nacht!). Na mal sehen. Leider keine Ratten im Zug diesmal, wie eintönig. Immerhin bin ich diesmal so schlau, dass ich in den Schlafsack reinschlüpfe. Und um ein höheres Kopfkissen zu bekommen, wird der Schmutzwäschesack hergenommen. Ja, man muss schon gewisse Komforteinbußen hinnehmen hier - das ist schliesslich keine Ballermann-Reise für alte Weiber :)